
LÖRRACH (mek). Can Dündar, der ehemalige Chefredakteur der regierungskritischen türkischen Tageszeitung „Cumhuriyet“, berichtete am Donnerstagabend im ausverkauften Werkraum Schöpflin in Brombach unter dem Titel „Lebenslang für die Wahrheit“ über die aktuelle Situation in der Türkei und insbesondere den dortigen Umgang mit der Pressefreiheit.
Der 55-Jährige war im November 2015 als Chefredakteur der ältesten Zeitung der Republik verhaftet worden, nachdem er über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an syrische Extremisten berichtet hatte. Der Vorwurf: Spionage und Verrat von Staatsgeheimnissen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan stellte Strafanzeige und forderte lebenslange Haft.
Am 6. Mai 2016 wurde Dündar der Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen für schuldig befunden und zu fünf Jahren und zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Einen Mordanschlag vor dem Gericht in Istanbul überlebte er unverletzt.
Der Journalist legte Revision ein, weshalb das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Inzwischen lebt und arbeitet Dündar in Deutschland.
Zuvor sprach er bereits mit einigen regionalen Journalisten. Ich hatte vor dem Termin die Gelegenheit, Dündar kurz zu porträtieren und anschließend die Veranstaltungen, die unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen stattfanden, fotografisch zu begleiten.